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Carlo & Milo (Anti - D)

Hier erzählen wir dir unsere Geschichten

Mein Name ist Isabelle, ich bin 32 Jahre alt und im Jahr 2021 war ich zum ersten Mal schwanger. Ich bin Rhesus negativ und für den Fall, dass mein Baby Rhesus positiv sein würde, wie sein Papa, hat mich meine Frauenärztin darüber aufgeklärt, dass ich 1x in der Schwangerschaft und 1x nach der Geburt meines Babys eine Prophylaxe Spritze bekomme, damit es nicht zu einer Antikörperbildung kommt.

 

Zuhause habe ich erstmal gegoogelt und war geschockt über die möglichen Folgen einer solchen Blutgruppenunvertäglichkeit für die zweite Schwangerschaft: Blutarmut, Sauerstoffmangel, körperliche / geistige Entwicklungsschäden, Tod.

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Aber Dank der Spritze sollte das ja alles kein Problem sein! Ich bekam somit sowohl in der Schwangerschaft als auch nach der Geburt planmäßig die Prophylaxe-Spritze. Alles lief ohne Komplikationen und ich habe ein kerngesundes Baby zur Welt gebracht.

Im Jahr 2023 wurde ich erneut schwanger. Diesmal gab es die neue Möglichkeit im Vorfeld zu testen, welchen Rhesusfaktor das Baby hat. Vorteil: man bekommt die Spritze nur dann, wenn man sie wirklich braucht, also wenn das Baby Rhesus positiv ist. Dies war bei mir der Fall, daher sollte ich in der 28. SSW die Spritze bekommen.

Bei diesem Termin habe ich allerdings mitgeteilt bekommen, dass mein kürzlich durchgeführter Antikörper-Suchtest aus der 24. SSW positiv war und ich somit (erstmal) keine Spritze bekommen würde.
Meine Ärztin hielt einen Laborfehler für möglich, da mein erster Antikörper - Suchtest aus der 8. SSW noch negativ gewesen war. Man nahm mir erneut Blut ab, leider musste ich das ganze Wochenende auf die Ergebnisse warten.


Sofort kamen mir die Google-Suchergebnisse meiner ersten Schwangerschaft ins Gedächtnis, und zugleich 1000 Fragen. Wieso? Weshalb? Warum? Wie konnte das passieren? Wie geht es weiter? Was bedeutet das alles? Ist mein Baby gesund? Kann ich noch weitere Kinder bekommen? Und vieles mehr.
Ich googelte wie wild aber habe so gut wie gar nichts darüber im Netz gefunden. Daraus habe ich geschlossen, dass diese Diagnose wohl sehr, sehr selten sein muss (was mich nicht gerade beruhigt hat!).

Am Montag die traurige Gewissheit: leider kein Laborfehler! Ich habe Anti-D Antikörper mit einem Titer von 1:64! Meine Frauenärztin war ratlos. So einen Fall hatte sie noch nie in ihrer Laufbahn. Sie vereinbarte mir direkt für den nächsten Tag einen Termin beim Pränataldiagnostiker.

Die Nerven lagen komplett blank. Wir haben uns riesige Sorgen um unser Baby gemacht. Ist es (noch) gesund? Hat es schon eine Blutarmut und womöglich schon irgendwelche Schäden? Denn es war ja nicht klar, wann genau mein Körper angefangen hat, die Antikörper zwischen der 8. und 24. Woche zu bilden.

Eine genaue Erklärung für die Ursache konnte uns der Pränataldiagnostiker auch nicht liefern. Vermutlich hat die Spritze bei der ersten Geburt versagt. Aber immerhin war mit unserem Baby (noch) alles in Ordnung!

Von nun an hieß es: 1x wöchentlich Blutentnahme zur Titerbestimmung und 1x wöchentlich Doppler- Ultraschall zur Bestimmung der Blutflussgeschwindigkeit, welche Indikator für eine mögliche Blutarmut ist. Sollte dies eintreffen,  würde ich eine Bluttransfusion über die Nabelschnur oder je nach Stadium der Schwangerschaft evtl. direkt einen Kaiserschnitt benötigen.

Puh! Eine unbeschwerte, sorgenfreie Schwangerschaft sieht anders aus! Wir haben von Woche zu Woche und von Termin zu Termin „gelebt“ und haben versucht, positiv zu bleiben. „Dem Baby geht es gut und sollte sich daran etwas ändern, gibt es Maßnahmen (wenn auch keine schönen) um ihm zu helfen“. Das haben wir uns immer wieder eingeredet!

Die kommenden Wochen waren eine wahrhaftige Achterbahnfahrt…steigende Titer (verdoppelt, vervierfacht), sinkende Titer…plötzlich keine Titerkontrollen mehr, da der neue Pränataldiagnostiker (in der Entbindungsklinik) das für für unnötig / konsequenzlos hielt, da nur der Blutfluss des Babys ausschlaggebend wäre für eine mögliche Blutarmut und eine mögliche Transfusion. Diese Titerwerte hatten mich ganz verrückt gemacht, weshalb es für mich ein Segen war, diese nicht mehr weiter zu bestimmen.

Bei einem der Termine war der leitende Kinderarzt dabei, der uns aufgeklärt hat, wie es nach der Geburt weiter gehen wird. Wir sollten uns auf einen 1-2-wöchigen Klinikaufenthalt einstellen, bei dem das Baby überwacht wird und mit Phototherapie gegen die Gelbsucht behandelt werden muss. Gegebenenfalls würde es auch eine Bluttransfusion bekommen.

Es war lange unklar, bis zu welcher Woche mit der Einleitung gewartet werden würde, sofern es keinen vorzeitigen Handlungsbedarf gibt. Schließlich wurde mit einer Woche Vorlaufzeit entschieden,  dass ich bei 37+0 sicherheitshalber eingeleitet werde, um kein weiteres Risiko einzugehen.

Leider verlief die Geburt anders als man es sich wünscht. Es gab Komplikationen, was aber nichts mit den Antikörpern zu tun hatte. Meine Plazenta hatte sich vorzeitig abgelöst und es kam (fast) zu einem Notkaiserschnitt, der auf dem OP-Tisch dann doch noch mit der Saugglocke endete. Dadurch hat mein Baby, zu dem sowieso schon vorhandenen Blutmangel wegen den Antikörpern, noch mehr Blut verloren, weshalb sein Zustand sehr kritisch war.

Mein Sohn Milo wurde sofort (ich konnte ihn keine Sekunde halten) drei Kinderärzten übergeben. Er musste beatmet werden und hat eine Bluttransfusion von 50ml bekommen. Als er stabil war, durfte ich ihn kurz für 5 Minuten sehen und dann wurde er auf die Intensivstation gebracht, wo ich erst 4 Stunden später hin durfte.

Als er abends keine Sauerstoffzufuhr mehr benötigte , konnte die Sonde für die Ernährung vom Mund in die Nase verlegt werden und ab dann konnte ich sogar ganz normal stillen. Je nach aktuellem Billi-Wert durfte ich ihn nur kurz zum Stillen oder auch mal mehrere Stunden außerhalb des Phototherapie - Kastens  auf mir haben und kuscheln.

Er war insgesamt 6 Tage auf der Intensivstation und ich auf der Entbindungsstation (was ohne Baby leider nicht so schön ist). Danach hatten wir gemeinsam für weitere 6 Tage ein Zimmer auf der normalen Kinderstation (das war aber Glück; dafür gab es in meiner Klinik keine Garantie).

Außer der „Lampe“ waren keine Maßnahmen nötig. Seine Sauerstoffsättigung ist immer mal wieder leicht unten den Grenzwert abgefallen, hat sich aber immer wieder von selbst stabilisiert.

Das Schlimmste an allem war für mich das Heimweh nach meinem Kind zu Hause! 14 Tage (inklusive Einleitung) getrennt von seinem Kind zu sein ist wirklich unvorstellbar schlimm (obwohl ich wusste, dass er beim Papa und den Omas bestens versorgt war und er mich auch ab und zu besuchen konnte).

Danach wurden wir mit einem gesunden und munteren (und noch etwas „gelbem“ Baby) nach Hause entlassen. Obwohl er 2,5 Wochen zu früh auf die Welt kam und so einen schwierigen Start hatte, ist er der Sonnenschein schlechthin und entwickelt sind prächtig (er ist seinem großen Bruder in allem ca. 3 Monate voraus)! Sein Blut wurde noch 2-3 Mal kontrolliert, war aber stets unauffällig.

Beim ersten Kontrolltermin nach der Geburt beim Frauenarzt habe ich mir den Titer sagen lassen; den ich kurz vor der Geburt rein interessehalber habe bestimmen lassen. Er war bei 1:4000.

Wir sind unendlich glücklich und dankbar, dass alles so gut ausgegangen ist.
Unser Kinderwunsch ist eigentlich noch nicht abgeschlossen aber unter diesen Umständen haben wir noch nicht entschieden, ob wir diesen verwirklichen werden oder nicht.

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